Eine Vollkostenrechnung am Pranger – Leserbrief von Andreas Poncini, Zug

Vereinzelt wurde die kritische Analyse von Gregor Bruhin in der Zuger SVP Post hart angegangen. Ein Zuger Architekt äusserte sich in den Social Media äusserst kritisch: Er warf vor, jeglichen Bezug zur Zahlentransparenz und -wahrheit zu vermissen.

Tatsache ist es, dass der Stadtrat auf der Basis von CHF 1’000.-/m2 und eine Nutzfläche von 13 m2 pro Parkplatz eine sehr theoretische Kapitalgebundenheit von rund CHF 23.0 Mio für die Aussenparkplätze als Berechnungsgrundlage für die Zinsbelastung verwendet. Bei vielen Parkplätzen handelt es sich um «Ergänzungsflächen» zu der Verkehrsinfrastruktur (Strasse und Trottoir) wie z.B. an der Industriestrasse. Es scheint mir äusserst hypothetisch, einen Marktwert von mehreren Tausenden CHF pro m2 zu voranschlagen, wie der besagte Architekt anregt.

Unser Staatsverständnis sieht vor, dass die öffentliche Hand der Allgemeinheit Nutzflächen kostenlos oder zu einem sehr geringen Unkostenbeitrag zur Verfügung stellt. Würde der Vorschlag dieses Architekten Schule machen, müsste die Stadt verschiedenste Gebühren wie etwa für den Samstagmarkt oder für die Vermietung von Sälen sowie die Eintritte zur Badi um einen x-fachen erhöhen müssen. Nur als Quervergleich:  2016 erwirtschaftete die Vermietung vom Siehbach-Haus gesamthaft einen Bruttoertrag von CHF 55‘000.- (davon CHF 1‘000 als Mietzinsertrag). Nach reinen wirtschaftlichen Gesichtspunkten etwas wenig für ein äusserst repräsentatives Haus an einer Toplage!

Mit der Parkgebühren-Erhöhung ab dem 1. Januar 2018 hat der Stadtrat seine politische Stossrichtung ohne Wenn und Aber bekanntgegeben: Die Verlagerung des Individualverkehrs auf die ÖV. Es fand sich nicht zu schade, dem GGR eine Vollkostenrechnung vorzulegen, welche äusserst fragwürdig ist. Macht dieses Beispiel «Schule», werden sich in Zukunft die Stimmberechtigte zu Recht fragen, wie glaubwürdig die Zuger Politik und ihre Institutionen sind.

Andreas Poncini, Unternehmensberater und nicht-Autofahrer
Eschenring 5, 6300 Zug